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Blaue Funken on Tour

Horb am Neckar - wo man Karneval „Fasnet“ nennt

Am Freitag, 03. Februar 2017, war es soweit: Eine stattliche Abordnung der Blauen Funken Neuss, verstärkt durch Prinz Dieter III. und Novesia Anita I. nebst Prinzenführer Dieter, besuchten die Heimatstadt des 1. Vorsitzenden Andreas Stuhlmüller, Horb am Neckar - also, für fast alle eine Reise ins benachbarte Ausland.

Andere Länder, andere Sitten, Sprachprobleme inbegriffen. Nicht nur ich habe hier – in Neuss – so manches Mal meine Schwierigkeiten, unseren Schwaben Andreas zu verstehen. Und in Horb werden wahrscheinlich alle so sprechen… Aber was soll's!

Im Vorfeld unserer Reise habe ich ein kleines bisschen recherchiert und herausgefunden, dass es in Horb die „Narrenzunft Horb“ gibt. Soweit so gut. Doch nun kommt es: die Narrenzunft besteht aus verschiedenen Gruppierungen, nämlich aus:

  • dem Narrenrat, der die Fasnet lenkt und organisiert;
    Während bei uns in der närrischen Zeit unser Prinz mit seiner lieblichen Novesia regiert, hat in Horb ein Grafenpaar das sagen.
  • dem Horber Stäpeleshopser mit Schellenstab;
    Der Name leitet sich von den vielen Staffeln (Treppenstufen) der Stadt Horb ab.
  • den Horber Kropfern mit Hochzeitszug und Musikanten;
    Der Name kommt tatsächlich vom Wort „Kropf“.
  • den Horber Hexen mit Teufel und Feuerhexe;
  • den Horber Turmschurken mit Pranger und umhängenden Ketten;
  • den Hornauer Stoibrechern (Steinbrecher) im Fellanzug und zwei Schellengurten und
  • den Horber Schantle mit Plätzleshäs (Pestweib) und Saublader (getrocknete Schweineblasen).

Alles sehr geschichtsträchtig und streng reglementiert. Na ja, dazu noch die oftmals grimassenhaften und schaurigen Masken. Des Weiteren gibt es noch Zunftmeister, Hofmarschall und Narrenrat. Alles etwas ungewöhnlich und kurios für uns Rheinländer.

Nach der Ankunft Freitagabend ließen wir den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen und gemütlichem Beisammensein ruhig ausklingen.

Nach dem Frühstück am Samstag trafen wir uns mit „Eingeborenen“ zur Stadtbesichtigung. Kurzweilig wurde uns die Stadtgeschichte nahegebracht. Zu Fuß ging es stetig bergauf und zum Ende des kleinen Stadtrundgangs durften wir 210 Treppenstufen dann wieder hinuntergehen. Mit dem Bus ging es dann weiter nach Alpirsbach zur Alpirsbacher Klosterbrauerei. Die Brauereibesichtigung war interessant und kurzweilig. Nach der Theorie durften wir dann abschließend das Bier bei einem kleinen Snack auch testen.

Am Samstagabend konnten wir dann das Highlight der Horber Fasnet hautnah miterleben: den Eröffnungsball der Narrenzunft Horb unter dem Motto „Horber Musikzeitreise“. Wir waren alle neugierig und sehr gespannt, was uns da wohl erwartet. Nach dem Einzug des Narrenrates, Graf und Gräfin und kleinen Vertretungen der Zunftgruppierungen ging es los und zwar gereimt und in Versform. Wir Neusser wurden dabei ganz herzlich willkommen geheißen.

Was wir erleben durften, waren alles einheimische Akteure, die sehr frech und mit heftigen Seitenhieben, Lästereien und Respektlosigkeiten die lokalen Politiker und Größen aufs Korn nahmen. Den örtlichen Schlachtruf „Narri, Narro und Horrido“ hatten wir schnell drauf und mischten kräftig mit, wobei wir begreiflicherweise nicht alles Gesagte verstanden. Evergreens, Schlager, Hits und Ohrwürmer begleiteten und untermalten die musikalische Zeitreise. Witzige Videoclips verbanden die verschiedenen Zeitsprünge.

Als Premiere in der „alemannischen Fasnet“ durfte dann sogar unsere Tanzgarde zusammen mit Prinz und Novesia im Programm auftreten. Der Einzug der Blauen Funken Neuss wurde musikalisch vom Neusser Heimatlied, von uns allen natürlich voller Inbrunst mitgesungen, begleitet. Prinz Dieter III. hat sich launig und humorvoll präsentiert und hat das Publikum sofort für sich eingenommen. Danach zeigten unsere Mädels ihre beiden Tänze. Sie haben – wie immer – fabelhaft getanzt und das Publikum mehr als nur begeistert; ebenso haben unsere Jungs mit ihrem „Stippeföttche“ überzeugt. Wir konnten die Horber mit unserer jecken Art rasch für uns gewinnen. Besonders das Kommando „Mariechen Tanz“ hatte es den Horber Männer angetan; sie würden das am liebsten im Alltagsleben übernehmen. Dann allerdings mit den alltagstauglichen Kommandos „Mariechen putz“ oder „Mariechen koch“, wobei die Namen immer angepasst werden und die Kommandos individuell ergänzt und erweitert werden könnten. Lachen und Humor verbinden prompt Schwaben und Rheinländer. Ausgiebig und gerne haben wir mit den Horbern zusammen ihren Eröffnungsball, eine rundherum gelungene Veranstaltung, gebührend gefeiert.

Zum großen Finale unserer Wochenendtour ins Ländle sind wir am Sonntag gemeinsam mit den Horbern zur Narrenzunft Dettingen gefahren. Emsiges Treiben empfing uns dort bereits. Es war faszinierend für uns, dass ein kleiner Ort drei Wochen vor Karneval einen so großen Umzug mit insgesamt 50 verschiedenen Narrenzünften, Musikgruppen und Vereinen, veranstaltet. Besenwirtschaften mit allerlei unterschiedlichen Angeboten sorgten für das leibliche Wohl, ob Bier, Glühwein, Würstchen oder Waffeln, um nur Einiges zu erwähnen – und das von Privatleuten in oder vor ihren Häusern. Der absolute Wahnsinn! Einige Neusser verstärkten die Reihen „unserer Horber“ in Hexenkostümen. Gruppe Nummer 48: Kerstin, Bastian, Jan sowie unser 1. Vorsitzender Andreas waren hinter bzw. unter ihren Masken nicht mehr zu erkennen. Wir Anderen vergnügten uns als Zuschauer am Straßenrand. Anfangs noch etwas verhalten, haben wir uns jedoch sehr schnell von der Lebensfreude und der Andersartigkeit anstecken lassen und erlebten einen angenehmen und herrlichen Nachmittag, den selbst ein paar kleine Regentropfen nicht eintrüben konnten.

Nach dem Umzug mussten wir uns dann auch gleich auf den Heimweg machen und das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Wir haben etwas sehr Schönes kennenlernen und erleben dürfen und die Zeit in Horb und Umgebung voll genossen.

Wir hatten eine tolle Zeit mit euch. Herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft, liebe Horber. Dreimal uns Nüss Helau, uns Nüss Helau, uns Nüss Helau und natürlich nach Horb ein herzliches Narri, Narro und Horrido.

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